Was ist Schmerz?
Einmal kann Schmerz das Warnsignal und das Messsignal für die Schwere und Wichtigkeit der körperlichen Störung sein. Wir unterscheiden Körperschmerzen (mechanische und oder chemische Verletzung und Entzündung) von sogenannten Nervenschmerzen im engeren Sinn (neuropathischen Schmerzen), welche kribbelnd-brennend-elektrisierend im Ausbreitungsgebiet der gestörten Nervenbahnen bestehen.
Zum anderen kann Schmerz so lange anhalten, dass er über das Ausmaß der ursprünglichen Störung hinausgeht, sogar eine ganze Region überempfindlich macht, einen sogenannten chronischen Schmerz erzeugt, der unter Umständen auch sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Wir sprechen hier von einer Schmerzschwellenerkrankung.
Und zum dritten besteht die Möglichkeit, dass Schmerzerlebnisse seelische Störungen auslösen/wieder aufleben lassen können, wobei dann oft die auslösende Schmerzregion in den Vordergrund des Geschehens rückt (somatoforme Schmerzen).
Auch können seelische Störungen von sich aus körperliche Phänomene im Sinne einer Veränderung der Schmerzschwelle erzeugen bzw. erlebbar machen (Somatisierung).
Schmerz kann man nicht wegschneiden. Man kann chirurgisch Zustände herstellen, die unter günstigen seelisch-geistigen Bedingungen den Schmerz rasch oder überhaupt erleichtern oder abklingen lassen. Schmerz ist einerseits ein Erleben, d. h. ein Gefühl, und andererseits ist es an Körperstrukturen und Nervenbahnen geknüpft. Daher ist Schmerz sowohl an unsere geistig-seelische Verarbeitung als auch an unsere körperlichen Strukturen gebunden und stellt daher ein psychosomatisches Produkt dar. Dabei kann einmal die körperliche Ebene und ein anderes Mal die seelische Ebene vorrangig beteiligt sein.
Mir ist es wichtig, beim Schmerz sowohl die körperliche als auch die seelische Ebene zu erfassen, und gemeinsam mit dem Patienten medikamentöse und nicht medikamentöse Strategien zu erarbeiten, die den Schmerzprozess lindern lassen.